Gespräch mit Sylwia – Teil 1
Seit Jahrhunderten verwenden die Menschen scheinbar unbedeutende Pflanzen um eine Vielzahl von Beschwerden zu behandeln. Leider ist das Wissen darum in den letzten Jahrzehnten zunehmend verloren gegangen, weil synthetische Ersatzstoffe die Kräuter verdrängt haben. Nur wenige sind übrig geblieben. Vielleicht hat der eine oder andere noch Bücher über Kräuter in der Küche, Kosmetik oder für Behandlungen von Beschwerden irgendwo in einer Kiste liegen. Unbedingt aufbewahren, denn das sind wahre Schätze.
Sylwia ist eine gute Freundin aus Polen. Ich habe sie zu einigen gängigen Kräutern befragt, die sie in ihrem Alltag regelmäßig anwendet.
In den 70er und 80er Jahren war es in Polen für Sylwia und ihre Familie selbstverständlich, dass sie sich mit Kräutern und Pflanzen zur Behandlung aus der Umgebung selbst versorgten, denn das Wissen ist von Generation zu Generation weitergegeben worden, zum Glück.
Iwers Frage an Sylwia:
Welche Kräuter und Pflanzen waren für Euch die Wichtigsten?
Sylwia:
Oh, da gibt es sehr viele. So viele, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen könnte. Es gibt auch nicht das eine Kraut und die eine Pflanze, es ist die Summe aus allem. Es gibt so viele Pflanzen die sich gegenseitig ergänzen, die in Wechselwirkung zueinander stehen.
Den Löwenzahn kennt eigentlich jeder. Er ist reich an Vitamin C, Vitamin A-Vorstufen, Vitamin K sowie Mineralien wie Kalium, Magnesium und Phosphor. Löwenzahn regt die Produktion von Gallenflüssigkeit an und fördert somit die Verdauung. Man kann die gesamte Pflanze verwenden.
Löwenzahn
Im Frühjahr die jungen Blätter für den Salat (leicht bitterer Geschmack)
Im Herbst die Wurzel ernten! Denn dann enthält die Wurzel die höchste Menge an Inulin („Präbioticum = Nahrung für die nützlichen Darmbakterien“ – Anmerk. d. Red.). Nur Putzen und trocknen lassen. Im trockenen Zustand in einem Sieb die Reste von Erde entfernen und die Wurzeln in kleine Stückchen schneiden. Je nach Geschmack kann man die Wurzeln mit anderen Teesorten zu einem Tee aufbrühen.
Iwers Frage an Sylwia:
Wann wendet man Löwenzahnwurzel an?
Sylwia:
Bei Erkältungen oder grippeähnlichen Symptomen (Kopf, Hals, Gliederschmerzen) mach ich mir einen Tee aus der Löwenzahnwurzel, Haselnussblüten, Weidenkätzchen und Weidenrinde. Die Weidenrinde enthält Salicylate und Gerbstoffe. Das hilft mir immer sehr gut und ich muss nicht gleich auf Medikamente aus der Apotheke zurückgreifen, was damals in Polen zeitweise auch nicht möglich war.
Iwers Frage an Sylwia:
Welches sind weitere wichtige Kräuter, an denen wir häufig achtlos vorbei gehen?
Sylwia:
Die Brennessel ist reich an Vitamin C, Vitamin A, Calcium, Magnesium, Silizium und Eisen. Die Samen enthalten zudem reichlich Linolsäure, eine ungesättigte Fettsäure.
Sie hat eine entwässernde Wirkung. Sie hilft der Niere und der Leber.
Zum Trocknen in Bündeln aufhängen. Die ganze Pflanze klein mahlen und zu einem Tee aufbrühen.
Wichtig ist auch das Hirtentäschelkraut. Esenthält hauptsächlich ätherische Öle, Eisen, Flavonoide, Histamin und Gerbstoffe.
Hirtentäschelkraut
Es ist ein kräftiges Heilkraut und hilft besonders gut bei Blutungen (Monatsblutungen). Bei derartige Beschwerden wurde Hirtentäschel schon im Altertum als Tee oder Tinktur verwendet.
Hirtentäschelkraut wird als ganze Pflanze frisch oder getrocknet verwendet.
Die kleinen Samen kann man auch so frisch genießen. Das Hirtentäschelkraut wächst meist auf sehr mageren Standorte.
Und dann der Spitzwegerich: seinen Namen verdankt er dem Ort, an dem er wächst: nämlich am Wegesrand.
Spitzwegerich
In vielen Hustensäften ist Spitzwegerich enthalten. Er gilt als natürliches Antibiotikum.
Mit dem Blatt des Spitzwegerichs kannst Du den Nesselbrand der Brennessel abmildern.
Die Blätter helfen gegen Blasen an den Händen und Füssen. Dafür zerreibt man die Blätter ein wenig und legt sie auf die Wunde. Das Notpflaster auf der Wiese.
Spitzwegerich enthält Vitamin C, B-Vitamine und diverse Mineralien wie z.B. Kieselsäure, Zink und Kalium. Zudem enthält Spitzwegerich Schleimstoffe, Bitterstoffe (Iridoide) und Gerbstoffe. Die Blätter und die Blütenähren erinnern im Geschmack an Pilze.
Den Spitzwegerich kann man gut trocknen und somit haltbar machen. 2 Teelöffel zerkleinerte Blätter zum Tee aufbrühen und 1 Teelöffel Honig dazu. Hilft mir bei Husten und Atemwegsbeschwerden sehr gut.
Iwer:
Lieben Dank für Deine Zeit und dass Du uns an Deinem Wissen teilhaben lässt. Ich freue mich schon auf das nächste Gespräch mit dir!
Autoren: IRO / DRW